Was ich gern vor meiner ersten Blutung gewusst hätte: Nora Wunderwald im Interview
Was ich gern vor meiner ersten Blutung gewusst hätte: Unsere Gastautorin Nora Wunderwald erinnert sich an ihre erste Regel
Die erste Periode - auch “Menarche” genannt - setzt im Durchschnitt im Alter von 12,5 Jahren ein. Bei unserer Gastautorin Nora Wunderwald war es ein wenig später. Wie sie ihre erste Blutung empfand und was sie in dem Moment gebraucht hätte, daran erinnert sie sich in diesem Gastbeitrag.
Geschrieben von Nora Wunderwald
Was ich gern vor meiner ersten Blutung gewusst hätte
„Das war sehr peinlich!“, ist das Erste, was meine Mutter sagt, als ich sie nach ihrer ersten Blutung frage. Sie war 16 und saß hinten im Taxi, als sie merkte, dass es auf einmal „losschoss“. Ihre größte Angst war da erstmal, das Taxi zu „beschmutzen“. Sie hat sich aber natürlich auch gefreut, meint sie, dass sie sich zum Beispiel jetzt beim Sport an den Rand setzen konnte. Aber vorbereitet, das war sie nicht. Und das, obwohl ihre große Schwester und die meisten ihrer Freundinnen schon ihre Periode hatten. Was sie hätte anders machen können? Sie zuckt mit den Schultern. Damals hat man sich da eben nicht so viele Gedanken drüber gemacht. Darüber gesprochen schon gar nicht. Das ist heute anders. Heute gibt es Artikel und Videos, Aufklärungsarbeit und Bücher. Und eine ganze Bandbreite an Periodenprodukten, die man immer dabeihaben kann.
Das ist nicht ohne
Menarche heißt er, der Zeitpunkt des Eintretens der ersten Regelblutung. Ob ein Mädchen damit zur Frau wird, darüber lässt sich streiten. Auf jeden Fall bedeutet es: Menschen mit weiblichem Geschlechtsorgan sind ab jetzt gebärfähig. Sie können jetzt Kinder zeugen und bekommen. Das ist natürlich nicht ohne. Die Menarche tritt im Laufe der pubertären Entwicklung ein, also in etwa zwischen dem 11. und 17. Lebensjahr. Das ist allerdings bei jeder Jugendlichen anders. Wann die erste Blutung genau auftritt, das ist für einen selbst meist nicht abzusehen, ähnlich wie bei meiner Mutter, die damit völlig überrumpelt wurde. Um also die eigene Angst vor diesem Moment zu lindern, hilft es, darauf gut vorbereitet zu sein. Was ist ein Zyklus? Warum haben wir ihn? Was geht damit einher? Wie können wir uns auf Blut im Höschen einstellen?
Es ist mehr als „das da unten“
Scham und Totschweigen ist bei diesem Thema alles andere als hilfreich. Im Gegenteil, es baut Vorurteile und Ängste auf, die meistens fehl am Platz sind. Ein offenerer Umgang mit dem Thema muss her und – ein Glück – langsam entwickelt sich die Welt in diese Richtung. Erst kürzlich wurde festgelegt, dass Periodenprodukte kein Luxusprodukt sind – und ab jetzt niedriger besteuert werden. Schlimm genug, dass sie überhaupt mal als Luxus galten. Diese Wandlung konnte nur passieren, indem Frauen (und einzelne Männer) laut waren und über die Periode gesprochen haben. Denn es ist Fakt: Jede Frau blutet. Einmal im Monat. Genau deswegen gehört dieses Thema auch auf die Agenda. Stehst du also vor dem Regal in der Drogerie (vielleicht sogar mit deiner Mutter), oder bist du dabei, dir Periodenprodukte im Internet zu bestellen, dann wisse, dass das das natürlichste der Welt ist und du dich dafür nicht schämen brauchst. Ich tat das nämlich damals, als der Begriff Schambereich noch der gängigste für „das da unten“ war.
Warum bluten wir eigentlich?
In dem Buch Ebbe & Blut heißt es: „Wir bluten, weil die Schleimhaut, die in der Gebärmutter herangewachsen ist, sich von dieser löst und abgestoßen wird. Sie hat sich über Wochen dort aufgebaut, als Vorbereitung auf eine Schwangerschaft – denn die Schleimhaut wächst deshalb in der Gebärmutter heran, damit sich eine gegebenenfalls befruchtete Eizelle dort einnisten und zum Baby werden kann. (…) Wurde die Eizelle nicht befruchtet, brauchen wir die Schleimhaut nicht mehr. Sie lockert ihre feine Struktur, ihre Drüsenzellen ziehen sich in die Gebärmutterwand zurück, und die Schleimhaut verlässt als zähes, dickflüssiges und dunkles Blut unseren Körper. “
So weit, so ähnlich sind die inneren Vorgänge. Was sich jedoch unterscheidet, sind die Symptome, die mit dem Zyklus einhergehen. Das können Unterleibsschmerzen und -krämpfe, Brustschmerzen, Schwindelgefühle, Kopfschmerzen oder auch gar keine Beschwerden sein. Sie können sich im Laufe des Lebens ganz natürlich oder auch durch Verhütungsmittel verändern. Sport, eine gesunde und ausgewogene Ernährung und sogar Masturbation können die Symptome lindern. Ich habe irgendwann angefangen, diese „Zeit im Monat“ nicht mehr als nervig zu betrachten, sondern habe Wert darauf gelegt, eine richtige Zeit für mich daraus zu machen. Immer dann, wenn ich also meine Blutung habe, beschäftige ich mich mit mir und den Zeichen und Wünschen meines Körpers, gehe alles etwas langsamer an und sage öfter als sonst: „Nein“. Das ist keine Einschränkung, sondern eben das, was sich für mich richtig anfühlt. Will man aktiv sein, dann ist auch das okay. Hauptsache, man fühlt sich auch danach und hat die richtige Unterstützung.
Das Richtige ist individuell
Solche Unterstützung kann natürlich unterschiedlich aussehen. Meine Mutter erzählte, dass sie damals dicke Wattepads hatten, die mit einer Art Stoffnetz Blut aufsaugten, aber auch verklebten. Ein Glück sind wir da heute weiter. Das „weiter“ von meiner Mutter sieht allerdings anders aus als jenes, was ich meine. Die Hygiene- und Schönheitsindustrie hat natürlich allerhand Periodenprodukte auf den Markt gebracht, die in erster Linie alles, was da unten passiert, wegzaubern sollen. Unnatürliche, saugstarke Tampons, saugstarke Binden, manche davon sogar mit Duft – bei vielen Frauen führen diese „Helfer“ nicht selten zu Problemen mit der Scheidenflora, oft auch zu Pilzen. Diese dann noch in Verbindung mit Synthetik-Unterhosen, und es zirkuliert so gut wie gar keine Luft mehr. Eine bessere Alternative sind Stoffbinden und Periodenunterwäsche, die viel natürlicher sind, frei von Giftstoffen und atmungsaktiv. Außerdem gibt es Menstruationstassen in verschiedenen Größen, die auch angenehm sind, wenn man noch keinen Sex hatte. Beides wirft man nicht nach dem Tragen in den Müll. Waschbare Slipeinlagen und Binden aus Stoff sollte man heiß waschen, Menstruationstassen auskochen. Am Ende wird also sogar gespart und etwas für die Umwelt getan, auch wenn es erstmal eine Investition ist.
Doch was braucht man eigentlich?
Ein guter Anfang für den Start ist zum Beispiel das Menarche-Set von „Von Ocker und Rot“. Es enthält vier schmale Slipeinlagen, zwei kleine Stoffbinden und eine mittlere Stoffbinde, je nachdem, wie stark die Blutungen sind und wie lang sie andauern – auch das ist bei jeder Frau unterschiedlich. Tendenziell ist die Blutung zum Anfang der Periode stärker und nimmt dann im Verlauf der ca. 5-7 Tage ab. Eine Menstruationstasse oder Tampons aus natürlichen Fasern sind eine gute Ergänzung. Immer gilt: Ausprobieren, was für Dich am besten passt!
Und meine Menarche?
Ich habe damals eine Ausbildung zur professionellen Tänzerin gemacht, war mit 11, 12, 13, 14 jeden Tag im Tanzsaal. Doch dann verletzte ich mich und sah dies als Chance, neu zu beginnen und die Schule zu verlassen. Letztendlich war es nicht mehr mein Traum, Tänzerin zu werden, auch der Druck zu hoch, speziell auf meinen Körper. Ich saß also den ersten Sommer seit Jahren einfach mal auf der Terrasse, hatte ein normales, unangestrengtes Leben, aß Eis direkt aus dem Karton. Und schwupps, nachdem mein Körper nicht mehr unter Hochspannung war, bekam ich meine erste Periode – was ich damals so mittel fand. Ich benutzte dann einfach die Marken, die Mama benutzte, bis ich die besseren Alternativen kennenlernte. Hätte ich damals mal so einen Artikel, wie diesen gelesen!
Begrüße deine erste Menstruation
- 4 Slipeinlagen schmal für die schwachen Tage,
- 2 Stoffbinden klein für die mittleren bis starken Tagen
- 1 Stoffbinde mittel für die wirklich starken Tage und Nachts.